Viele Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, probieren eine Vielzahl von Methoden und Rituale aus, um besser zu schlafen: intensive Bewegung («ich muss mich müde machen»), Meditation und Entspannungsübungen («ich muss mich beruhigen») Tees, Diäten und sogar Medikamente. Doch der erhoffte Schlaf bleibt trotzdem häufig aus, und der Frust wächst. Statt Entspannung entstehen Schuldgefühle, Ängste und körperliche Reaktionen wie Nervosität und Herzklopfen, die das Einschlafen zusätzlich erschweren. Aus Angst nicht genügend Schlaf zur erhalten, gehen die Schlafgeplagten immer früher und unregelmässiger ins Bett, was zusätzlich die Schlafstörung aufrechterhält, da der Schlafdruck über den Tag nicht genügend aufgebaut wird. Ein Teufelskreis entsteht.
Kopfkino
Ein häufiger Begleiter von Schlafstörungen ist das Grübeln. Nachts wird der Kopf in Wachphasen von Gedanken über Vergangenes oder Zukünftiges überflutet. Das Hormon Melatonin fördert zwar die Müdigkeit, sorgt aber auch für eine düstere Stimmung, die Grübeleien begünstigt.
Erwartungen / Schlafmythen
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die inneren und äusseren Erwartungen, die viele Menschen unter Druck setzen. Überhöhte Vorstellungen und Schlafmythen wie „Ich muss vor Mitternacht einschlafen“ oder „Ich muss jede Nacht 8 Stunden schlafen“, aber auch «ich muss genügend schlafen, um meine Leistung am nächsten Tag abrufen zu können und keine Fehler zu machen» erschweren das Schlafen zusätzlich. Diese Erwartungen zu hinterfragen und eine entspanntere Haltung gegenüber dem Schlaf zu entwickeln, ist oft ein wichtiger Schritt zur Besserung.
Individuelle Ursachen – individuelle Lösungen
Schlafprobleme sind individuell und können viele Ursachen haben. Häufig helfen allgemeine Ratschläge nicht weiter, da jeder Mensch anders auf Belastungen und Stress reagiert. Es ist entscheidend, die Ursachen zu verstehen und individuelle Lösungen zu finden. Schlafstörungen können von psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen, begleitet werden aber auch organische Ursachen wie Atemaussetzer oder Bewegungsstörungen im Schlaf haben.
Schlafstörungen erfordern daher eine differenzierte Betrachtung sowie Abklärung und der Fokus sollte auf einer individuell zugeschnittenen Lösung liegen. Die Bettzeiten sollten beispielsweise nicht länger als die durchschnittliche Schlafzeit und gemäss der eigenen inneren Uhr gewählt werden. In Wachphasen ist es ratsam, sich einer ruhigen Tätigkeit zu widmen, statt krampfhaft den Versuch zu unternehmen, schlafen zu wollen. Insbesondere ist es wichtig, sich von Grübelepisoden abzulenken und die eigenen Gedanken zu hinterfragen, die für den Schlaf hinderlich sind. Nicht wenige Menschen benötigen ausreichend Zeit, um abzuschalten, weswegen es wichtig ist, mit dem eigenen Arbeits- und Medienverhalten achtsam umzugehen.
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