Bereits seit längerem sind Faszien in aller Munde. Von Faszien-Rolle über Faszien-Training bis hin zu Faszien-Therapie gibt es viele Angebote Möglichkeiten auf diese Strukturen einzuwirken. Doch was sind Faszien genau?
Aktuelle Definition «fasziales System»
Das fasziale System besteht aus einem dreidimensionalen Kontinuum aus lockerem und festem Bindegewebe, das den gesamten Körper durchdringt. Es enthält Strukturen wie Fettgewebe, Adventitia (äußerste Wandschicht von Hohlorganen), neurovaskuläre Hüllen, Aponeurosen(flache, breite Bindegewebsstruktur, die Muskeln befestigt), oberflächliche und tiefe Faszien, Epineurium (verbindet Nerven mit umgebenden Gewebe), Gelenkskapseln, Ligamente (Bänder), Membrane, Meningen (Hirnhäute), Periost (Knochenhaut), Retinaculum (Halteband für Organe), Septa (Trennwände), Sehnen, viszerale Faszien und jedes intra- und intermuskuläre Bindegewebe (Epi-, Peri-, Endimysium). Das Fasziale System umgibt, verbindet und durchdringt Organe, Muskeln, Knochen und Nerven; es formt eine funktionale Struktur für den gesamten Körper und ermöglicht allen Körpersystemen in integrativen Weisen zusammenzuarbeiten.»
Quelle: Stecco Hedly, Schleip, Adstrum, Journal of Bodywork an Movement Therapies, Elsevier, 2017
Ein wenig einfacher erklärt:
Faszien sind sehr vielseitig: locker, weich, fest, stabil und stark. Kaum eine andere Struktur ist so variabel wie die Faszie. Beispiele für Faszien sind: Bänder, Sehne, lockeres Bindegewebe, Verbindungsstrukturen, usw.
Ausserdem haben die Faszien vielfältige Aufgaben:
- Stützfunktion
- Formgebung
- Mechanik (Verbindung der Knochen und Raumbildung für die Muskulaturen)
- Dynamik in den Gefässen (die Faszien bilden Räume / Kompartments in der die Flüssigkeit zirkuliert)
- Innen- und Aussenwahrnehmungen
- Wundheilung (Ersatzgewebe)
- Speicherfunktion
- Koordination
Faszien bestehen aus drei Elemente, Zellen, Fasern und Grundsubstanz. Davon macht die Grundsubstanz 80% aus, sie besteht aus Wasser, Hyaluronsäure und Elektrolyten und füllt den Raum zwischen den Zellen aus.
Grob können Faszien in vier Gruppen einteilt werden:
Subcutane Faszien
- Faszien der Haut
- oberflächliche Faszien
- versorgt das vegetative Nervensystem
Somatische Faszien
- Faszien des Bewegungsapparates (Muskulatur)
- Tiefe Faszien
- dient der Kraftübertragung
Viszerale Faszien
- Faszien der inneren Organe
- Kleiden innere Organe aus
Neurogene Faszien
- Faszien des Nervensystems
- Umgeben die Strukturen des Nervensystems
Die Beschaffenheit der Faszien verändert sich stetig, so kann die Festigkeit des Bindegewebes oder die Beweglichkeit der Faszienschichten zu- oder abnehmen. Solche Veränderungen können zu Funktionsstörungen führen wie lokalen Verhärtungen oder eingeschränkter Beweglichkeit. Dies löst dann oft Schmerzen (auch in entfernten Bereichen) aus.
In der Therapie können Probleme in diesem Bereich wie folgt gut behandelt werden:
Die subcutanen Faszien, die Faszien der Haut werden vor allem durch das vegetative Nervensystem versorgt. Das grösste Gebiet und somit am stärksten versorgt, ist der Rücken, vom Kopf bis über das Gesäss. Die Therapie erfolgt somit am Rücken, durch die Behandlung das Bindegewebes der Haut. Besonders Menschen mit hohem Stresslevel haben hier Probleme. Hier hilft eine Rückenmassage mit Faszien-Techniken sehr gut.
Bei den somatischen Faszien, den Faszien des Bewegungsapparats wird versucht durch manuellen Druck und Zug auf die Muskulatur (myofascial Releas), die Struktur wieder weicher und «flüssiger» zu machen. Diese Form wird vor allem bei muskulären Verspannungen angewendet und wirkt gut in Kombination mit einer Massage.
Eine mögliche Therapie für die viszeralen Faszien ist die Osteopathie oder Craniosaral-Therapie. Hierbei werden die Organe des Brustkorbs, des Bauch- und Beckenraums sowie das umliegende Bindegewebe behandelt. Der Begriff "Viszerum" bedeutet auf lateinisch "Eingeweide". Ziel dieser Techniken ist es, die Organfunktionen wiederherzustellen in dem Einschränkungen gelöst werden.
Autor: Kay Vogel
Bild 1: pixabay.com