Faszien bestehen aus lockeren, dreidimensionalen Schichten von Bindegewebe welches va. unter der Haut zu finden ist und elastischen, festen Gewebemembranen, welche z.B. unsere Muskeln, Knochen und Blutgefäße umhüllen, diese Schichten können auch sehnenähnliche Strukturen aufweisen.
Bekannt sind Faszien womöglich noch unter ihrem alten Namen «elastisches Bindegewebe», denn bis 2007 wurde in der Biologie hauptsächlich diese Terminologie verwendet. Bei Faszien handelt es sich aber um ein wundersames Netzwerk der Natur, welches unseren gesamten Körper zusammenhält. Dieses Fasziennetz können wir uns bildlich wie die weisse Haut von Zitrusfrüchten vorstellen. Erfahren Sie in diesem Beitrag:
- Grundlagen zu den Faszien (Zusammensetzung, Arten, Aufgaben)
- Störungen der Faszienstruktur und ihre Folgen
- Was hält unsere Faszien geschmeidig?
Faszien: Die Grundlagen
Seit 2007 gibt es eine allgemein gültige Definition für Faszien: Weichgewebeanteile aus Binde- und Stützgewebe, welche den menschlichen Körper durchziehen. Wenn jemand also von Faszien spricht, ist eigentlich nur eine Faszie gemeint, da alle Stränge und Fasern dieses Hüllgewebes verbunden sind. Es fungiert als Stütz- und Schutzhülle, aber auch als Kommunikations- und Versorgungsnetzwerk und umhüllt unsere Muskeln und Organe wie Leber und Nieren, um sie vor Schäden zu bewahren. Gleichzeitig sorgen unsere Faszien dank ihrer biomechanischen Struktur für Stabilität und Beweglichkeit.
Faszien bestehen grösstenteils aus Wasser und den Strukturproteinen Kollagen und Elastin. Kollagen ist ein hygroskopisches Protein, das heisst es zieht Wasser an und bindet es. Elastin hingegen ist ein elastisches Protein, welches dafür sorgt, dass unser fasziales Gewebe reissfest und dehnbar ist. Für den Bau des Fasziennetzes sind spezielle Bindegewebszellen zuständige: die Fibroblasten. Diese erschaffen unser Fasziensystem täglich neu, damit es den wechselnden Ansprüchen unseres Körpers gerecht wird.
Wir können Faszien in 4 Gruppen einteilen
- Subcutane Faszien sind oberflächliche Faszien der Haut und versorgen unser vegetatives Nervensystem mit Informationen.
- Somatische Faszien sind Faszien des Bewegungsapparates (Muskel, Sehnen, Knochen) welche in der Tiefe vorkommen und der Kraftübertragung dienen.
- Viszerale Faszien sind Faszien der inneren Organe, kleiden diese aus und sorgen für ihre Beweglichkeit wie z.B. das Bauchfell oder der Herzbeutel.
- Neurogene Faszien sind Faszien des Nervensystems, sie umgeben das Gehirn, das Rückenmark und die peripheren Nervenbahnen.
Faszien: Die Aufgaben
- Faszien absorbieren Stösse und sorgen für Druckausgleich (übertragen physische Energie über die Faszienbänder auf zusammenwirkende und gegenspielende Muskeln) und schützen so vor Schäden und Traumata.
- Faszien sind massgeblich an der Wundheilung beteiligt. Sie starten die Neubildung von Zellen.
- Faszien umgeben Muskeln, Knochen, Organe, Gefäss- und Nervenleitungen. Sie haben eine Stütz- und Schutzfunktion und dienen als Gleit- und Verschiebeschicht.
- Faszien sind eines der grössten Sinnesorgane des menschlichen Körpers. Sie sind zuständig für die Wahrnehmung von Bewegungsabläufen und der Lage im Raum. Das gewährleiten Proprio-Rezeptoren (Rezeptoren der Tiefensensibilität).
- Faszien sind auch für die Übertragung von bestimmten Zellsignalen wichtig.
- In Faszien kommen ausserdem mechanischen Reiz-Rezeptoren vor wie Dehnungs-, Schmerz- und Thermorezeptoren.
Wie kommt es zu Störungen der Faszienstruktur?
Der Raum zwischen den Zellen und den Faszien nennt sich Zwischenzellraum. Er dient als Durchgangs- und Speicherplatz für Sauerstoff, Nährstoffe und Schlacken. Transportiert werden diese in der Zwischenzellflüssigkeit, diese ist im Normalzustand eher basisch. Neben dieser Flüssigkeit gibt es auch noch die Lymphe, die durch den Zwischenzellbereich fließt. Sie filtert Abfall- und Schadstoffe, um dem Immunsystem die Arbeit zu erleichtern. Des Weiteren transportiert sie Elektrolyte, Proteine und weisse Blutkörperchen.
Idealerweise bleibt die Zwischenzellflüssigkeit frei von Stoffwechselabfällen und Schadstoffen, kommt es aber zu einer Überlastung führt dies zu einer Übersäuerung, was vielfältige Probleme nach sich ziehen kann wie z.B.:
- Den Knochen wird Kalzium entzogen, um dem Säureüberschuss entgegenzuwirken
- Die Wasserbindungskapazität sinkt und das Körpergewebe trocknet aus was zu Verhärtungen und Verklebungen führt. Die Verschiebefähigkeit der Bindegewebsschichten abnimmt und somit die Flexibilität und Elastizität der Faszien insgesamt. Bewegungen fallen immer schwerer und es kommt zu Schmerzen.
- Die Hyaluronsäure (Bestandteil der Zwischenzellflüssigkeit) verliert an Viskosität und wir immer klebriger. Die einzelnen Schichten der Faszien gleiten nicht mehr übereinander. Mangelende Bewegung verstärkt dieses Problem.
Was hält unsere Faszien geschmeidig?
Es gibt verschiedene Herangehensweisen, dabei spielen vor allem zwei Faktoren eine wichtige Rolle: Die Bewegung und die Ernährung.
Bewegung
Bei einem guten Ganzkörpertraining für Ausdauer, Muskulatur und Koordination werden unsere Faszien bereits ausreichend mittrainiert, weshalb bei einem gesunden Menschen selten ein Defizit im Bereich der Faszien vorliegt.
Wer zusätzlich gezielt die Faszien trainieren möchte hat 4 Möglichkeiten:
- Faszien- oder Bindegewebsmassage:
Hierbei werden mit speziellen Streichführungen durch Zug und Druck auf die Haut, die darunter liegenden Faszien und Muskulatur behandelt, wodurch verklebtes Gewebe gelöst und die Stoffwechselaktivität im Gewebe erhöht wird. - Federnde Bewegungen:
Trampolin springen, auf und ab hüpfen, Hampelmann oder Seilspringen, von Seite zu Seite hüpfen lösen die Faszien und lassen sie wieder geschmeidiger übereinander gleiten. - Dehnübungen
Besonders Dehnung über mehrere Muskeln hinweg sind sehr wirksam, wobei aktives resp. dynamisches Dehnen bevorzugt werden sollte. Dabei bewegt man sich in die Dehnposition hinein und immer wieder ein Stück zurück. Geeignet sind z.B. Dehnung der seitlichen Hals- und Schultermuskulatur, Beugen und Strecken der Wirbelsäule oder trainieren der Hüftbeweglichkeit. Diese Übungen sprechen vor allem die die formende Eigenschaft des Bindegewebes an. - Spüren von Bewegungen.
Wir kennen das aus verschieden Meditationstechniken. Es werden konzentriert kleine Bewegungen und subtile Veränderungen von Lage oder Richtung im Raum ausgeführt, die alle bewusst wahrgenommen werden sollten. Das führt zu einem positiven Effekt auf die Kommunikation zwischen Faszien und Nervensystem.
Ernährung
Das Fasziengewebe reagiert empfindlich auf Übersäuerung, achten Sie daher auf eine ausgewogene überwiegend basische Ernährung.
- Wasser
Trinken sich reichlich Wasser und ungesüsste Früchte/Kräutertee, täglich mindestens 2 Liter. Wussten Sie, dass unser Bindegewebe bis zu 70 aus Wasser besteht? - Proteine
Aminosäuren sind die kleinsten Bestandteile eines Proteins und die Grundbausteine für Zellen und Gewebefasern. Unser Körper kann einige Aminosäuren nicht selbst herstellen und muss dies über die Ernährung zugeführt bekommen. Aber Vorsicht: Proteinen können zu Übersäuerung führen. Empfehlenswert ist eine Ernährung die zu 1/3 aus tierischen und 2/3 aus pflanzlichen Proteinen besteht. Die Beste Kombinationen sind Kartoffeln oder Getreide mit Eiern oder Milchprodukten und Getreide mit Hülsenfrüchten. Auch Pilze, Nüsse und Samen oder Pseudogetreide wie Quinoa und Amaranth sind gute Quellen. - Fette und Öle
Fette sind wichtig für einen aktiven Stoffwechsel, es gibt aber qualitative Unterschiede. Gesättigte Fette aus Wurstwaren, Butter, Käse, Frittiertem und Backwaren fördern Entzündungen und somit auch mehr Säuren im Körper. Bevorzugen Sie deshalb ungesättigte Fette aus ihnen kann der Körper Stoffe herstellen, die für die Regeneration der Faszien hilfreich sind und entzündungshemmend wirken. Wertvolle Quellen sind pflanzliche Öle und Früchte wie Oliven, Nüsse, Samen, Kerne oder Avocado und tierische Fette aus Fischen (Vorsicht Schadstoffe, variieren sie bei der Art und Herkunft) - Kohlenhydrate:
Kohlenhydrate sind die Energiequelle Nummer 1 für unseren Organismus und sollten aus Vollkorn, Gemüse und Früchten kommen. Vermeiden Sie raffinierten Zucker aus weissem Brot, Nudeln, Gebäck, Fertigprodukten und Süssgetränken. Ein hoher Konsum von diesem Zucker führt zu Übersäuerung und hat einen negativen Effekt auf unseren Blutzucker. - Vitamine und Mineralstoffe
Vitamin C: fördert die Kollagen-Bildung und stärkt das Immunsystem
Vitamin D: wirkt der Alterung des Bindegewebes entgegen
Calcium, Kalium und Magnesium regulieren den Wasser-Elektrolyt-Haushalt und unterstützen den Zellstoffwechsel. Magnesium ist zudem wichtig für Nerven Muskeln
Silizium: sorgt für die Festigung des Fasziengewebes
Spurenelemente wie Zink und Kupfer fördern Regeneration von Bindegewebszellen wobei Kupfer zusätzlich für die Vernetzung von Kollagen und Elastin wichtig ist. - sekundäre Pflanzenstoffe
Wirken antioxidative, entzündungshemmende und immunmodulierend. Sie kommen in Gemüse, Obst, Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen und Kräutern und Gewürzen vor.
Autorin: Fiona Lanfranconi
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